Über 30 Bürgerinnen und Bürger aus Großbeeren waren zur feierlichen Eröffnung der Freiluftausstellung erschienen.
Die Ausstellung „Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer erstellt und wirft Schlaglichter auf die Jahre 1989/90. Sie erinnert an den Protest gegen die Fälschung der DDR-Kommunalwahlen, an die Fluchtbewegung im Sommer und die Massenproteste im Herbst, die die SED-Diktatur in die Knie zwangen. Sie berichtet von der Selbstdemokratisierung der DDR, der deutsch-deutschen Solidarität und den außenpolitischen Weichenstellungen bis zur Wiedererlangung der Deutschen Einheit. Der Bürgertisch für lebendige Demokratie und die Wählerinitiative WIR FÜR GROßBEEREN hat die Ausstellung nach Großbeeren geholt. Neben dem Gemeindevertreter Dirk Steinhausen (WfG), der die Eröffnungsrede hielt, haben Christa Henkel und Uschi Schinowski ihre persönlichen Eindrücke geschildert. So wurde die Ausstellung für viele kleine Geschichten und Anekdoten genutzt, „weil der 9. November für viele ein Tag ist, wo sich jeder erinnern kann, wo man gerade war“, so Steinhausen weiter
„Nur die Auseinandersetzung mit der Geschichte von Diktatur und Demokratie in Deutschland des 20. Jahrhunderts dient dazu, sie zu verstehen und die richtigen Lehren daraus zu ziehen,“ so Dirk Steinhausen abschließend.
Rede zur Ausstellungseröffnung: (Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrte Damen und Herren, Herzlich Willkommen
Zur Ausstellung „Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Organisiert und in die Gemeinde geholt von den beiden Veranstaltern: Dem Bürgertisch für lebendige Demokratie und der Wählergemeinschaft WIR FÜR GROßBEEREN.
Es ist für mich inzwischen die bereits 11. Ausstellung, die ich organisiert habe und auch diesmal weise ich darauf hin, dass wir als Aussteller keine inhaltlichen Veränderungen an der Ausstellung vorgenommen haben. Der Hinweis nutze ich, seitdem ich mal angergriffen wurde bei einer Ausstellung, hier ging es um Mythen der DDR, die belegte, dass die DDR zu Beginn mehr Nationalsozialisten in den Parlamenten hatte als die Bundesrepublik. Und ich darauf hin fast tätlich angegriffen wurde, weil es so manches Weltbild ins Wanken brachte.
Im Jahr 2019/2020 feiern wir das 30.Jährige Jubiläum der friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit.
Zwei Schlagworte waren ab 1986 in aller Munde: „Glasnost“ und „Perestroika“. Der damalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow stellte sein Reformprogramm der UdSSR unter diese beiden Begriffe. „Glasnost“ stand für Offenheit und Informationsfreiheit, „Perestroika“ für die Modernisierung des politischen und wirtschaftlichen Systems. Die sozialistische Ordnung und die führende Rolle der Kommunistischen Partei blieben allerdings erhalten. Gleichzeitig räumte Moskau seinen Verbündeten Schritt für Schritt mehr Selbstständigkeit ein. Während in Ungarn in Polen in den folgenden drei Jahren einige bemerkeswerte Entwicklungen gab, hatte die DDR so etwas wie eine „Scheinstabilität“. Die Staatsführung der DDR distanzierte sich zunehmend von Moskau und setzte weiterhin auf Abgrenzung. So erklärte der DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker Anfang 1989: „Die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe nicht beseitigt werden.“ Es kam bekanntlich anders.
Egal ob die wirtschaftliche Mangelorganisation, der Betrug bei der Kommunalwahl 1989 oder die Ausreise und Massenflucht, all das sind Mosaiksteine, die zur Mobilisierung der Gesellschaft beigetragen haben. Erst mit den Leipziger Montagsdemonstrationen, dann zu Demonstrationen in allen Teilen der Republik.
Die Ausstellung „Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ wirft Schlaglichter auf die Jahre 1989/90. Sie erinnert an den Protest gegen die Fälschung der DDR-Kommunalwahlen, an die Fluchtbewegung im Sommer und die Massenproteste im Herbst, die die SED-Diktatur in die Knie zwangen. Sie berichtet von der Selbstdemokratisierung der DDR, der deutsch-deutschen Solidarität und den außenpolitischen Weichenstellungen bis zur Wiedererlangung der Deutschen Einheit.
Die Schau umfasst 20 Tafeln, die als Poster-Set im Format DIN A1 vorliegen. Sie präsentiert über 100 zeithistorische Fotos und Dokumente. QR-Codes verlinken zu 18 Videointerviews mit Akteurinnen und Akteuren der Friedlichen Revolution, die auf der Webseite https://zeitzeugen-portal.de zu finden sind.
Ich möchte schließen mit einem Zitat von Ernst Reuter vom 17.Juni 1953, was aber auch gut zum 9.November 1989 passen würde:
Wir aber wollen stolz erhobenen Hauptes vor die Welt hintreten, vor unsere Unterdrücker und Peiniger, auch vor die freie Welt, die uns schon so oft geholfen hat, und wollen sagen: Wir Deutsche verlangen nichts anders als jedes andere Volk dieser Erde, unser Recht, unsere Freiheit, unsere Einheit. Wir haben sie in unserem Herzen geschaffen, aus unserem Willen heraus wird diese Flamme überspringen auf die ganze Welt, und der Tag wird in die Geschichte unseres Landes eingehen als der große Tag der nationalen Erhebung unseres Landes, der Erhebung, in der wir alle uns die Hände gereicht haben, um das Ziel zu finden, das nicht nur uns, sondern auch der ganzen Welt den Frieden geben kann. Denn ohne deutsche Einheit und ohne deutsche Freiheit kein Friede in der Welt!
Es hat nach dem gescheiterten Aufstand dann doch noch 36 Jahre gedauert bevor diese Worte sich bewahrheiten sollten.
Wir laden Sie jetzt ein sich die Ausstellung anzusehen und mit uns zu diskutieren. Um die Zunge zu lockern, reichen wir Ihnen ein Glas Sekt oder Wasser.
Viel Spaß