Rede zum 13. August 1961

(Es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Tobias Borstel,
sehr geehrter Alt-Bürgermeister Carl Ahlgrimm,
sehr geehrter Landtagsabgeordneter Helmut Barthel,
sehr geehrter Damen und Herren,

Danke für die persönlichen Worte. Während die Generationen meiner Eltern und Großeltern den Bau der Mauer miterleben durften, bin ich mit der Mauer großgeworden. Und zum Glück haben wir den Fall der Mauer erlebt. Für meine Kinder die erst nach dem Fall der Mauer geboren wurden, hat die Mauer etwas surreales, nicht wirklich greifbares, weil es unvorstellbar ist, das ein Regime seiner Bürger einsperrt und bei Flucht tötet.

Im Gedächtnis unserer Gemeinde ist die Mauer tiefer verwurzelt als die physische Abwesenheit dieses Bauwerks uns heute mitunter glauben macht. Es gibt Bilder, Worte, Gefühle, die man nie vergisst – die vom 13. August 1961 gehören dazu, sie sind für immer im kollektiven Gedächtnis der Großbeerener. Die zeitliche Distanz zu den Jahren der Teilung wächst und wächst, doch die Erinnerung vieler Menschen an dieses Kapitel unserer Geschichte, an die schlimmen mentalen, politischen und alltagspraktischen Folgen des Mauerbaus, ist für nicht wenige auf geradezu schmerzliche Weise lebendig. Das gilt besonders für uns hier, die wir direkt an der Grenze lebten.

Vor 50 Jahren, 1968, wurde Osdorf zur Grenzsicherung abgerissen, und man verlegte die Gemeindeverwaltung nach Heinersdorf. Das immerhin 1369 erstmalig urkundlich erwähnte Osdorf wurde, also abgetragen. So hatte der Mauerbau ganz praktische Erlebnisse in unser Region: Der Verlust der Heimat und das Abschneiden des Umlandes von der Hauptstadt Berlin.
Vor über 10 Jahre habe ich, auf Idee der späteren Parlamentarischen Staatssekretärin Katherina Reiche, diese Gedenkveranstaltung mit dem Titel „Gegen das Vergessen“ initiiert. In den letzten Jahren hatten wir einige interessante Gastredner hier, da war Arnold Vaatz, MdB, Bürgerrechtler, der über seine Zwangsarbeit im Stahlwerk berichtete oder Dieter Dombrowski, Vize-Präsident des Brandenburgischen Landtages und Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft, der selber durch die lange Haft gelitten hat.
Wir sind es den vielen Betroffenen schuldig.
Es darf kein Vergessen geben.
Ich bin dankbar, dass auch jetzt mit einem neuen Bürgermeister, so hoffe ich, dies zu einer regelmäßigen Gedenkveranstaltung werden wird.

Bild: Gedenkveranstaltung 2008 mit Danny Eichelbaum, MdL, Sven Petke, MdL, Dirk Steinhausen, Katherina Reiche, MdB und Arnold Vaatz, MdB (von links nach rechts) (Quelle: Steinhausen)

Wir haben Verantwortung für die nachfolgenden Generationen, dass es kein Vergessen geben darf.
Danke, dass sie mit mir durch ihre Anwesenheit diese Verantwortung mittragen wollen.

Bilder der diesjährigen Veranstaltung vom 13.8.2018:

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