Land will kostenloses W-Lan auch in die Dörfer bringen – Touristiker und Politiker begrüßen das

Dahmeland-Fläming. Wer in der Region unterwegs ist und draußen das Internet nutzen will, der lernt schnell die Grenzen der weltweiten Vernetzung kennen. Die Brandenburger Funklöcher sind legendär, Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming machen da keine Ausnahme. Und kostenfreies W-Lan ist in weiten Teilen der Region ein Fremdwort. In Städten wie Luckenwalde oder Königs Wusterhausen kann man Glück haben. Im ländlichen Raum aber, wo die Mobilfunkverbindungen erfahrungsgemäß am schlechtesten sind, ist man in der Regel verloren. Politiker wie der Großbeerener CDU-Kreistagsabgeordnete Dirk Steinhausen monieren das seit Jahren, bislang passierte aber trotzdem nichts. Aber nun besteht Hoffnung.

Die Digitalisierung des öffentlichen Raumes drängt derzeit gleich aus zwei Richtungen in die Region. Zum einen können sich die Kommunen ab Mitte Mai bei der Europäischen Union um Hotspot-Gutscheine bewerben. Die EU hat 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um bis zu 8000 Städte und Gemeinden mit W-Lan zu versorgen.

Darüber hinaus will aber auch das Land in großem Stil in digitale Infrastruktur investieren. Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) hat dieser Tage angekündigt, dass noch im laufenden Jahr 1500 kostenlose W-Lan-Hotspots in Brandenburg installiert werden sollen. Aus seinem Ministerium heißt es, dass jede Kommune mindestens einen bekommen soll. Schon rein rechnerisch werden es für die meisten aber wohl deutlich mehr: Es gibt nur 418 Städte und Gemeinden in Brandenburg.

Die Aussicht entzückt die Touristiker. „In den Tourist-Infos ist oft die erste Frage, wie man ins Internet kommt, ob es ein öffentliches W-Lan-Netz oder Internetcafés gibt“, sagt Juliane Frank, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Dahme-Seen. Bislang schauen die Mitarbeiter bei diesen Fragen stets noch etwas betreten.

Dadurch kennt der Verband aber den Bedarf, er wurde deshalb schon im vorigen Jahr vom Ministerium um Zuarbeit gebeten. „Wir haben eine ganze Palette an Orten zusammengestellt, wo Hotspots aus unserer Sicht sinnvoll wären“, sagt Juliane Frank. Darunter waren Ortszentren, Plätze wie der Zeuthener Siegertplatz oder der Bestenseer Weinberg, aber auch touristische Anlaufstellen wie der Wasserwanderrastplatz in Märkisch Buchholz.

Ob diese Orte tatsächlich alle einen Hotspot bekommen, wird erst im Spätsommer feststehen. Für jeden einzelnen müssen die technischen Gegebenheiten geprüft werden, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. „Und es wird auch Zeit, dass etwas passiert. Mobiles Internet ist inzwischen einfach Standard“, sagt Juliane Frank.

Auch in den Städten und Gemeinden begrüßt man die Initiativen fast ausnahmslos. Orte wie Schönefeld, Rangsdorf oder Blankenfelde-Mahlow haben schon ihr Interesse an Hotspots bekundet, auch wenn vielleicht nicht jeder so hinter dem Thema her ist wie Thomas Berger. Berger (CDU) ist Bürgermeister von Trebbin, ausgesprochener Verfechter neuer Technologien, und er macht drei Kreuze, wenn sich die W-Lan-Wüste Brandenburg endlich mit Hotspots füllt. Seine Gemeinde hat zuletzt bereits selbst einen Versuch mit zwei LED-Lampen gestartet, die ans Internet angeschlossen sind. Damit kann nicht nur der Stromverbrauch in Echtzeit abgerufen werden, sie funktionieren auch als Hotspots. „Die werden in den nächsten Tagen freigeschaltet“, sagt Berger.

Damit will er es nicht bewenden lassen. Berger hätte gerne Hotspots am Marktplatz, am Clauerthaus und am Gemeindezentrum in Thyrow, deshalb hat er sich sofort für das EU-Programm angemeldet. „Öffentliches W-Lan steigert die Attraktivität für die Besucher, wir erhoffen uns davon, dass die Orte stärker frequentiert werden“, sagt er. Am Clauerthaus könne man dann auch webbasierte Präsentationen anbieten. Und schließlich, sagt Berger, könnte man in Trebbin auch die Parkraumüberwachung digitalisieren. „Da gibt es inzwischen schon marktfähige Modelle, die registrieren, wenn jemand mit seinem Auto auf dem Bürgersteig steht. Das geht aber nur mit einem W-Lan-Netz. Hotspots sind der Einstieg in die Smart City.“ Übertreiben will er es aber mit den Hotspots auch nicht. „Die ganze Stadt damit zuzupflastern, macht wenig Sinn, das kostet ja auch alles Geld.“

Das sieht man auch in Luckenwalde so. Die Stadt hat schon vor einigen Jahren kostenlose Hotspots eingerichtet. Allein auf dem Boulevard gibt es drei. Die werden auch ordentlich genutzt, sagt Vizebürgermeister Peter Mann (SPD). Mehr müssen es aus seiner Sicht aber nicht sein. Die jetzigen Angebote wird Luckenwalde deshalb wohl dankend ablehnen.

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