Jeder der in letzter Zeit versucht hat ein Unternehmen zu finden, um ein Küche zu fließen, ein Zimmer zu streichen oder eine Wand zu verputzen, kennt das Problem: Es wird zunehmend schwieriger einen entsprechenden Handwerker zu finden. Auf den ersten Blick steht das Handwerk glänzend da: Der anhaltende Aufschwung der deutschen Wirtschaft beschert den Dachdeckern und Fliesenlegern und Bäckern gute Umsätze und sichere Jobs.
Das Problem des Fachkräftemangels trifft uns zweierlei. Es gibt immer weniger handwerklichen Mittelstand; das führt zu Wartezeiten und es kommt zu Preiserhöhungen bei den vorhandenen Handwerksbetrieben, weil Angebot und Nachfrage nicht mehr passen. Das trifft jetzt nicht nur Privatpersonen, zunehmend auch die öffentliche Hand,“ beschreibt der Kreistagsabgeordnete Dirk Steinhausen das Problem.
Arbeiten, wie etwa die Sanierung einer Brücke oder die Neugestaltung eines Schulhofes werden häufig nicht mehr vergeben oder letztlich viel zu teuer. Steinhausen, der im zuständigen Fachausschuss für Vergaben im Landkreis Teltow-Fläming sitzt, spricht von einer schleichenden Entwicklung, dass bei öffentlichen Vergaben sich immer weniger Unternehmen beteiligen. Ein Problem, dass viele Kommunen inzwischen haben. Steinhausen benennt hier zwei Beispiele:
So beklagt zum Beispiel die Stadtverwaltung in Konstanz, dass sie auf Ausschreibungen für Bauleistungen nur noch wenige und zum Teil gar keine Angebote mehr erhält. Die Folgen? Preissteigerungen und Zeitverzögerung. Die Stadt Konstanz wollte eine Fußgängerunterführung sanieren lassen. Nachdem aber auf die erste Ausschreibung  kein wirtschaftlich vertretbares Angebot eingegangen war, hatte die Stadt die Ausschreibung neu konzipiert und abgespeckt.
Oder in Donaueschingen mussten zwei Brückenprojekte vertagt werden. Zwar hatten sechs Unternehmen Interesse an den Arbeiten gezeigt, aber nur ein Unternehmen hatte ein Angebot abgegeben: Die Verwaltung rechnete im Vorhinein mit 292.000 Euro, das Angebot lautete jedoch 888.000 Euro. Nicht, weil die Kosten so gestiegen wären, sondern weil die Bieterfirma laut Medienberichten auf gar keinen Fall den Zuschlag erhalten wollte. Daraufhin zog Donaueschingen die Ausschreibung zurück und schrieb die Arbeiten erneut aus: Die Brücke soll jetzt im Jahr 2019 für 410.000 Euro saniert werden.
Da Ausschreibungen im nicht-öffentlichen Teil des Kreisausschusses entschieden werden, hat Steinhausen bewusst zwei Entscheidungen außerhalb Brandenburgs herangezogen.
Das Problem mit den Preisen kennen mittlerweile viele Kommunen. Einige von ihnen schreiben die Arbeiten bereits für das Folgejahr aus und hoffen, dass sich ein Unternehmen seine Auftragsbücher schon für das kommende Jahr füllen will.
Das Kommunalmagazin schreibt hierzu: „Die Bauindustrieverbände begründen die Kosten damit, dass die Preise für Rohstoffe, wie zum Beispiel Bitumen, Kies und Sand steigen: „Wer mit veralteten Preisvorstellungen ausschreibt, darf sich über höhere Preisvorstellungen der Bauwirtschaft nicht wundern“, erklärt Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes NRW. Die Baubranche reiche die Preissteigerungen nur weiter. Ihre Kritik: Die öffentliche Hand müsse sich zu einem attraktiveren Auftraggeber entwickeln. „Langwierige, fehlerhafte Planungsverfahren, Risikoverlagerungen auf Bauunternehmen, liegen gebliebene Nachtragsforderungen und stockende Bezahlung sind Gift für eine Partnerschaft am Bau.“
Doch auch der Nachwuchsmangel spielt eine große Rolle: „Jedes Jahr fehlen 15.000 bis 20.000 Azubis und Lehrlinge“, weiß der Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Hinzu komme, dass 200.000 Betriebe mit einer Million Mitarbeiter in den kommenden fünf bis sechs Jahren vor einem Generationswechsel stehen: Weder in den Familien noch von außen käme genug Nachwuchs, sodass die Betriebe nicht weitergeführt werden könnten.

„Die öffentliche Hand, also alle Ebenen, von den Gemeinden über die Landkreise bis zum Land müssen ihrer Attraktivität als Auftraggeber deutlich verbessern und wir müssen als Gesellschaft insgesamt dazu kommen, wieder mehr junge Menschen in Ausbildung zu bringen. Mittelfristig wird sich das Problem eher noch verschärfen“, so Steinhausen, der sich für eine mittelständisch geprägte Wirtschaftspolitik einsetzt, abschließend.

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